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Valentin Vannius

von Thomas Mann | |   Kirchengeschichten

Einer, der die Reformation in Württemberg maßgeblich beeinflusste und später ganz oben in der Kirchenleitung saß, war ein Backnanger Pfarrer, und zwar der erste evangelische: Valentin Vannius...

1. Der junge Vannius

Einer, der die Reformation in Württemberg maßgeblich beeinflusste und später ganz oben in der Kirchenleitung saß, war ein Backnanger Pfarrer, und zwar der erste evangelische: Valentin Vannius. 1495 wurde er in Beilstein als Sohn der Eheleute Anna und Konrad Wannenmacher geboren. Die Verwandtschaft nannte sich später Wanner, während Valentin seinen Nachnamen latinisierte und sich Vannius nannte. Weitere Träger des Namens Wannenmacher und später Wanner sind in Beilstein zwar festzustellen, über deren Verwandtschaftsverhältnis zu Vannius kann man jedoch nichts aussagen. Sie sind jedenfalls - so die örtlichen Quellen - im Besitz von Äckern, Wiesen, Weinbergen und Gärten. Einige von ihnen, darunter Vannius´ Mutter, gehören zu den vermögenden Personen des Ortes.

 

Schon in jungen Jahren tritt Valentin ins Kloster Maulbronn ein. Als die dortigen Mönche 1525 im Bauernkrieg ihr Kloster verlassen müssen, nutzt er die Gelegenheit, dem Klosterleben ade zu sagen. Schließlich wird er in Löwenstein Pfarrer und Kaplan. Obwohl er sein Amt noch nach der alten, also katholischen Form versieht, ist er den Forderungen nach einer Reformation der Kirche aufgeschlossen. Von Löwenstein aus tritt er mit dem Kreis reformatorisch gesinnter Theologen um Johannes Brenz in Schwäbisch Hall in Kontakt. 1532 verläßt Vannius Löwenstein und folgt dem Ruf seines Vetters nach Feuchtwangen. Dort bekennt er sich auch äußerlich zur Reformation, indem er gleich nach seiner Ankunft eine ihm von seinem Vetter vermittelte Frau mit Namen Margarete heiratet. In Feuchtwangen erlebt er auch die Umwandlung des dortigen Klosters in ein Gymnasium, was ihn dann auch zum "Klosterfachmann" für Backnang qualifiziert. Nach einer weiteren Station in Ansbach wird Vannius Lektor bei den Augustinern in Kulmbach. Wie unser erster "evangelischer" Pfarrer an der Backnanger Stiftskirche ausgesehen hat, wissen wir nicht, ein Bild von ihm ist nicht erhalten geblieben.

 

2. Das Stift in Backnang

Eine große Rolle in der Reformationsgeschichte Backnangs spielt das sogenannte Stift. Das Augustiner-Kloster mit Namen "Pankratius-Stift" wird 1477 in ein weltliches Chorherrenstift umgewandelt. Als Grund dafür gibt Papst Sixtus IV. an: "Weil auch das bisherige Augustiner-Closter zu backnang theils durch schlechte Haußhaltung der Pröpste, theils durch die vielen Beschwerden mit Gastungen, Jägeratz, Hundhalten, Fronen und anderen dergleichen Diensten in grossen Zerfall geraten war, auch meistens junge ungelehrte und verwildete Mönchen darinnen waren" (Bulle von Papst Sixtus IV., 1477).

 

Aus den Augustiner-Mönchen werden nun Welt-Priester. Sie behalten zwar ihre Tracht bei, müssen sich aber nicht mehr zur Armut verpflichten, sondern nur noch zu Gehorsam und Keuschheit. Praktisch heißt das, dass die Bewohner einen eigenen Hausstand in getrennten Gebäuden einrichten können und Privatvermögen besitzen. Die Gebäude zwischen oberem Stiftstor und Turmschulhaus sind Nachfolger der damals errichteten Stiftsherrenhäuser. Nach der Reformation wohnten die Stadtpfarrer darin. Weiterhin bestehen blieb die Pflicht zum täglichen Chordienst in der Kirche während der sieben Tageszeiten-Gebete (Horen), der zahlreichen kirchlichen Festtage und der Jahrestagsmessen zum Todestag der verschiedenen Stifter. Bei den etwa 200 Totenfeiern im Jahr sind die Stiftsinsassen ganz schön beschäftigt, wegen mangelnder Ausbildung und Motivation fallen die Feiern allerdings wohl nicht immer zur Zufriedenheit des Propstes und des Herrscherhauses aus.

 

Die Folge dieser Umwandlung ist, dass das Stift immer mehr vom Einflussbereich des Bischofs von Speyer in den der württembergischen Grafen übergeht. Sie dürfen nun den Propst des Stifts einsetzen. Dafür verzichten sie auf das sog. "Atzungsrecht", das ihnen und ihren Gästen freie Kost und Logis im Stift beschert hatte. Die männlichen Vertreter des Herrscherhauses waren in Backnang oft ihrer Jagdleidenschaft nachgegangen. Das störte nicht nur die Gottesdienste, sondern die Verköstigung von "amptmann, forstmeister, iegern, valcknern, knechten, pferden, vögeln und hunden" kostete auch viel Geld und riss ein nicht unbeträchtliches Loch in die Stiftskasse. Mit der Umwandlung wurde das Stift also von der Herbergspflicht befreit. Backnang hatte zu dieser Zeit, etwa um 1480, grob geschätzte 700 Einwohner.

 

In der Zeit zwischen 1495 und 1500 wird die Stiftskirche umgebaut. Es entsteht das prächtige Chorgewölbe mit der unteren und der oberen Sakristei an der Nordseite. Zur Inneneinrichtung des Chores gehört auch eine Orgel, die erste der Stiftskirche. Sie bekommt ihren Platz wohl auf einer schmalen Empore oder einem Podium im Osten des Chors. Für die Fachleute: Sie hatte, wie auch noch die zweite Orgel, acht Register.

 

3. Die Reformation in Backnang

In Württemberg hat man seit der Rückkehr von Herzog Ulrich im Jahre 1534 begonnen, das Land zu reformieren. Das Stift ist zu dieser Zeit mit einem Propst, acht Kanonikern und sechs Vikaren besetzt. Der Bildungsgrad der Chorherren, die volle Besetzung und die Wirtschaftsbilanz sprechen dafür, dass sich das Backnanger Stift - im Gegensatz zu denen in Stuttgart und Herrenberg - zu dieser Zeit in einem guten Zustand befindet und noch keine Stiftsbewohner zum Luthertum übergetreten sind.

 

Mitte 1534 wird in Backnang eine Neugestaltung der kirchlichen Verhältnisse eingeleitet. Bereits im Dezember wird eine Liste mit den Kunstschätzen des Stifts angelegt. Die Chorherren müssen damit rechnen, dass schon bald herzogliche Anweisungen über ihre Zukunft entscheiden würden. An Weihnachten werden die reformationsunwilligen Pfarrer Backnangs entlassen. Die unter österreichischer Herrschaft eingesetzten Chorherren und verliehenen Pfründe werden von Herzog Ulrich nicht anerkannt. Neun der 15 Backnanger Stiftsherren verlieren deshalb ihre Pfründe und ihr Wohnrecht.

 

Ein weiterer Schritt zur Auflösung des Stifts ist das Verbot des altgläubigen Kultus. Die letzte Messe in Stuttgart und Herrenberg wird noch vor Februar 1535 zelebriert. Am 11. März 1535 hält der Chorherr Michael Angelberger die letzte Messe vor dem Altar der Backnanger Stiftskirche. Als der Chorherr Aschmann im Herbst 1536 (wie übrigens auch der Abt von Maulbronn) mit der Stiftskasse außer Landes flieht, zieht man den gesamten beweglichen Besitz des Stifts ein. Weil sie wichtige Dokumente und Kunstgegenstände wegschafften, werden die verbliebenen Chorherren für etwa ein Jahr ins Gefängnis nach Stuttgart gebracht. Nach ihrer Rückkehr verzichten sie auf ihre Rechte am Stift und erhalten dafür vom Herzog eine Rente (die sie finanziell schlechter stellt als vorher).

 

4. Evangelische Prediger in Backnang

Bereits 1535 ist ein evangelischer Prädikant in Backnang tätig. Er ist nur Prädikant, also Prediger, und nicht Pfarrer, denn der alte, katholische Pfarrer (Johann Sigloch) kann vom Herzog nicht abgesetzt werden, weil er als Chorherr des Stifts sein Amt vom Propst erhalten hat. Für ihn und seine Kollegen ist der neugläubige Prediger ein Dorn im Auge. Zu allem Übel kommt für sie noch hinzu, daß sie für seinen Lebensunterhalt aufkommen müssen. Den Namen des ersten evangelischen Predigers in Backnang wissen wir zwar nicht.

 

Allerdings wissen wir aus einer Akte, dass er mit der ihm zugewiesenen Wohnung nicht zufrieden ist. Sie sei völlig unbrauchbar für die Zwecke des neuen Seelsorgers. Es war ein Gebäude, so heißt es, "in dem Stier, Kuh, Keller und Schafe, darin ihm seine Mägd, Kinder ehalten täglich Wohnung hielten". Auf seine Beschwerde hin bescheidet man ihm, es finde sich kein freies Haus in der Stadt. Wie in Backnang setzen sich auch in Murrhardt die Stadtoberen wenig für ihren evangelischen Prediger ein. Auch die Weigerung der Mönche, die neugläubigen Theologen zu besolden, verzögert oft deren Einsatz.

 

Inzwischen suchen die Beilsteiner beim Herzog darum nach, dass man ihnen Vannius als Pfarrer schicke. So kommt er 1535 in seine Heimat zurück. Zwei Jahre später, ab Ende 1536 / Anfang 1537, finden wir ihn in Backnang. Warum Vannius Beilstein verlassen hat, ist nicht bekannt. Wurde er hierher berufen? Und wenn ja, von wem? Fest steht jedenfalls, daß die Backnanger Stiftsherren sich den kirchlichen Neuerungen widersetzten, und Vannius Erfahrung mit der Reformation von Klöstern hat.

Zwei Leichenpredigten für den Nachfolger des Beilsteiners als Abt von Maulbronn, den späteren Stuttgarter Propst Johannes Magirus, belegen die Backnanger Zeit von Vannius. Sie geben beide an, daß Magirus, geboren in Backnang am 16. März 1537, vom dortigen Pfarrer Valentin Vannius getauft worden ist. Ebenso zeugt eine persönliche Randnotiz in Vannius´ späterer Sammlung von Abendmahlspredigten von seiner Zeit in unserer Stadt, die insgesamt nicht länger als ein knappes Jahr gedauert hat.

 

Als Vannius nach Backnang kommt, trifft er noch sieben Stiftspersonen an. Erst im Juni 1537 kehren die wegen Raubes inhaftierten Chorherren aus Stuttgart zurück. Sie waren gegen sogenannte "Urfehde", also unter dem eidlichen Versprechen freigelassen worden, dass sie sich jeder Rache gegenüber Kläger und Richter enthalten würden. Diese Männer sind, wie man sich denken kann, der Reformation gegenüber nicht freundlich eingestellt.

Wie bereits angedeutet, hält man den Reformtheologen aufgrund seiner in Maulbronn und Feuchtwangen gesammelten Erfahrungen für genau den Richtigen, der mit Chorherren auf gleicher Ebene diskutieren kann. Eines der umstrittenen Themen jener Monate ist offenbar die Reichung des Abendmahls in beiderlei Gestalt, also Brot und Wein. In einer katechetischen Abendmahlspredigt aus der oben erwähnten späteren Sammlung, die im Laufe des Kirchenjahres 1540/41 in Stuttgart entstanden ist, referiert Vannius die Argumente der Katholiken für den Kelchentzug bei der Eucharistie. Neben der These, daß die Kirche über der Schrift steht, hat er notiert: "Hoc argumentum aliquando objecit mihi praepositus in Backnang", also "Dieses Argument hat mir damals schon der Vorsteher in Backnang entgegengehalten". Gemeint ist wohl seine Auseinandersetzung mit dem Propst Dr. Jacob Schreiber.

 

Der Bedarf am Predigt- und Seelsorgedienst ist damals in Backnang so groß, dass neben Vannius ein zweiter Pfarrer eingestellt wird: der ehemalige Vikar Johann Scheuring, der 1535 zum neuen Glauben übergetreten war. Die Stiftsrechnung von 1536/37 zeigt, dass Vannius recht gut verdient: Er erhält Geld, Korn und Wein in einem Gesamtwert, der nur wenig niedriger ist als die Rente des Propstes. Anders als die meisten anderen württembergischen Pfarreien, so die Quellen, war die in Backnang sehr großzügig dotiert.

 

5. Vannius´ weiterer Werdegang

Der jungen evangelischen Kirche fehlt es in jener Zeit an einer größeren Zahl von tüchtigen Geistlichen. Theologischer Nachwuchs muß erst "herangezogen" werden, nach hessischem Vorbild entsteht das spezifisch württembergische Ausbildungssystem für Pfarrer mit seinen Lateinschulen, Seminaren und dem Tübinger Stift. Es gab viel zu tun. Darum werden erfahrene Fachleute wie Vannius dringend gebraucht und kommen schnell in wichtige und kirchenleitende Funktionen.

Ein knappes Jahr nach Beginn seiner Tätigkeit in Backnang wird er nach Stuttgart berufen. Schon am 21. Dezember 1537 hat er dort die Predigerstelle an der Leonhardskirche inne. Er wird der Vertreter des ersten Pfarrers des Landes, Erhard Schnepf. Erhard Schnepf aus Heilbronn und zuständig für die Gebiete des Herzogtums, die nördlich der Stuttgarter Weinsteige liegen (für die südlichen ist Ambrosius Blarer verantwortlich), ist es auch, der die neue Kirchenordnung einführt, deren Grundlinien unseren württembergischen evangelischen Gottesdienst bis heute bestimmen.

 

Die Niederlage der evangelischen Reichsstände im Schmalkaldischen Krieg 1546 trifft Württemberg, das von den spanischen Truppen des Kaisers besetzt wird, besonders hart. Zwei Jahre später erlässt Kaiser Karl V. auf dem Reichstag in Augsburg das sog. "Interim". Interim bedeutet "inzwischen", die Regelung sollte bis zu einer gütlichen Einigung gelten. Das Interim bestimmte die zwangsweise Wiederherstellung der alten Kirche in allen evangelischen Gebieten des Reiches, nur die Austeilung des Abendmahls in beiderlei Gestalt und die Priesterehe blieben bis zu einer endgültigen Konzilsentscheidung erlaubt.

Während man in anderen Ländern mit der Umsetzung laxer umgehen kann, zwingen die spanischen Truppen Württemberg zu einem sehr "katholischen" Rückschritt. Doch die Mehrheit der Pfarrer im Land lehnt das Interim ab und muss daher im November 1548 entlassen werden. In Backnang hat der Vannius-Nachfolger, Pfarrer Matheus Bengel, damit zu kämpfen, daß der Pfarrer in Großaspach noch die Messe liest und die Bewohner von Reichenberg ins papistische Oppenweiler "eingepfarrt" sind und dort die katholischen Sakramente erhalten.

 

Auch Vannius ist seines Amtes enthoben worden, übt aber einige seiner Funktionen - wenngleich z.T. ohne Besoldung - auch weiterhin aus, weil er in die Kirchenleitung berufen wird, die Herzog Ulrich nun einrichtet. Im Laufe des Jahres 1549 gelingt es Vannius und dem "Rat zur Verrichtung der Kirchendienste", die entlassenen Pfarrer als Katecheten und Prediger wieder einzustellen (in diesem Zusammenhang wird berichtet, daß am 10. Januar 1550 einige Stiftsherren - der Propst, zwei Kanoniker und ein Vikar - von Backnang nach Stuttgart kamen, um mit Vannius zu verhandeln, "welchermaßen sie restituiert möchten werden").

Vannius bekommt neben seiner Tätigkeit in der Kirchenleitung ein Pfarramt in Cannstatt. Mitten in diesen schwierigen Verhältnissen stirbt Herzog Ulrich Ende 1550, und sein Sohn Christoph, der einen entschiedenen evangelischen Standpunkt bezieht, tritt die Regierung an. Vannius nimmt auch weiterhin aktiven Anteil an der württembergischen Kirchenpolitik (Mitwirkung an der Abfassung der württembergischen großen Kirchenordnung und speziell wohl der Schul- und Klosterordnung). Nach schwierigen Verhandlungen, an denen Vannius nicht unmaßgeblich beteiligt ist (so finden wir ihn etwa im März 1552 neben Johannes Brenz als Teilnehmer der zweiten theologischen Gesandtschaft Württembergs auf dem Weg zum Konzil nach Trient), wurde dem Herzogtum 1552 die schwere Last des Interims genommen.

In die Interimszeit fällt auch ein persönliches Datum von Vannius: 1548 stirbt seine erste Frau Margarete, die in sechzehnjähriger Ehe zwei Söhne und drei Töchter gebar. Wohl bald darauf heiratet Vannius wieder, nämlich die Stuttgarterin Anna Riele, die Witwe eines Ulrich Maier.

 

1555 muss der Kaiser schließlich mit dem Augsburger Religionsfrieden die evangelischen Konfessionen im Reich anerkennen. Jetzt können auch die Klöster, die im Interim den Orden hatten zurückgegeben werden müssen, endgültig reformiert werden. Die 13 Mannsklöster werden allesamt in Internate zur Ausbildung des geistlichen Nachwuchses umgestaltet. Hier findet Vannius seine letzte große Aufgabe. 1558 wird er der erste evangelische Abt von Maulbronn. Den alten Titel behielt man nämlich bei. Als Abt gehört Vannius auch zu den Prälaten, die zusammen mit den Vertretern der Städte und Ämter den Landtag bildeten. Der bedeutendste Landtag während Vannius´ Amtsperiode ist der von 1565. Herzog Christoph kann zum Verzicht auf sein Reformationsrecht bewegt werden. Das heißt, daß kein Landesherr in Württemberg in Zukunft den Konfessionsstand und die Organisation der Kirche ändern konnte.

 

Über Württemberg hinaus bekannt wird Vannius auch durch sein Buch über die Messe, das Herzog Christoph unter dem Titel "Was von der Meß zu halten sey. Bedencken auß der Heiligen Geschrifft und den alten Lehrern der Kirchen gezogen durch Valentinum Vannium, Pfarrhern zu Candtstatt" in Tübingen drucken läßt. Der Herzog will mit der Verbreitung des Buches zeigen, wie weit sich die Messe vom schriftgemäßen Abendmahl entfernt hat. Das Büchlein ist in vielen Bibliotheken der damaligen Zeit zu finden, es erschien sogar auf polnisch.

Auf die Entgegnung des Katholiken Johann Fabris schreibt Vannius erneut ein vielbeachtetes Buch, das der Herzog nach Paris und an den englischen Hof sendet. Vannius stirbt am 27. August 1567 in Maulbronn. Er soll dort in der Klosterkirche wie viele seiner Vorgänger und Nachfolger begraben sein; eine Inschrift oder eine Grabplatte ist freilich nicht zu finden. Ein Denkmal jedoch - neben seinen erhaltenen Schriften und Predigten - ist ihm geblieben. Es ist die Kanzel in der Maulbronner Klosterkirche, die er errichten ließ und die sein Wappen trägt.

 

Verwendete Literatur:

  • Ehmer, Hermann: Valentin Vannius und die Reformation in Württemberg, Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, Forschungen, 81. Band, Stuttgart 1976
  • Ders.: Valentin Vannius (1495-1567), in: Beilstein in Geschichte und Gegenwart, zusammengestellt von Otto Rohn und Dietmar Rupp, herausgegeben von der Stadt Beilstein 1983, 453-457
  • Fritz, Gerhard: Geschichte der Lateinschule Backnang und ihrer gymnasialen Nachfolger, in: 450 Jahre Lateinschule Backnang. Jubiläumsschrift des Max-Born-Gymnasiums Backnang, Backnang 1989, 15-41
  • Pantaleon, Heinrich: Prosopographiae Heroum, Pars III, Basel 1566, 383 (Bildnachweis)
  • Reustle, Sabine Beate: Stift und Stadt Backnang im 16. Jahrhundert, herausgegeben von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Fr. Stroh Verlag, Backnang 1996

 

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Chor der Stiftskirche Backnnag