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Träume um Jesu Geburt

Ihre Bedeutung im Matthäus-Evangelium

In großer symbolischer Dichte erzählt der Evangelist Matthäus in den ersten beiden Kapiteln seines Evangeliums von der Geburt des Gottessohnes, der das Wort der Propheten zur Erfüllung bringt und die Klarheit der göttlichen Botschaft in seiner Person verkörpert. Traum und Wirklichkeit kommen hier in der Geburt des göttlichen Kindes zusammen. Der Traum der Menschen antwortet auf die göttliche Verheißung, und fast könnte man sagen, in ihren Träumen verwirklicht sich Gott mit seiner Botschaft selbst. (Träumt Gott hier seine eigene Wirklichkeit?)

Die wahrhaft besonderen Ereignisse und die Geburt Jesu fasst Matthäus zusammen in Erzählungen und Bilder, in denen die Kraft der Symbole und die Botschaft der Verheißung sich verdichten. Theologische und wissenschaftliche Klarheit und die Macht der Symbole, wie sie in den Träumen und den Mythen der Menschheit zum Ausdruck kommen, müssen sich nicht widersprechen, sondern können sich auf wunderbare Weise ergänzen. Die Erzählungen der Träume um die Geburt Jesu bei Matthäus können dies verdeutlichen.
 
Schon die Bilder selbst fassen das Besondere des Geschehens in ihrer Bedeutung. Die Heilige Familie ist seit jeher ein starkes emotionales Bild für das Ereignis der Menschwerdung der Verheißung Gottes. Joseph, der Verlobte Marias, spürt davon in seinem Kampf um seine eigene Entscheidung: Soll er seine Verlobte Maria verstoßen, weil sie ein fremdes Kind erwartet? Oder wird er sie im Stillen verlassen, um seine Rechtschaffenheit zu bewahren?
 

Der Traum als Ratgeber

In seinem Konflikt spricht Gott zu ihm. In dieser schwierigen Phase der Entscheidung kommt der Traum als Ratgeber. Die Stimme rät Joseph im Traum, bei Maria zu bleiben. Und Joseph hört auf die Stimme seiner Träume. Wie schon bei Jakob sehen wir auch hier bei Joseph, wie Träume uns gerade in Konfliktsituationen den Weg weisen. Sie erscheinen uns geradezu wie eine Stimme von außen und zeigen uns Lösungsmöglichkeiten auf.

Bemerkenswert im Traum des Joseph ist, dass ihm Gott darin nicht nur seinen Weg aufzeigt, der das Heil der Geburt des Retters vorbereiten wird, sondern dass er ihm darin auch den Namen des Kindes offenbart. Welche Hochachtung der Träume finden wir hier, die selbst den Namen des Namen des Erretters im Traum offenbart. Gott bereitet den Weg seines Heils in den Träumen eines Menschen vor. Aus dem Traum eines Mannes in schweren Tagen erwächst Weltbedeutendes, von dem selbst der Träumer noch nichts zu ahnen vermag. „Joseph, Sohn Davids, scheue dich nicht, Maria, dein Weib, zu dir zu nehmen; denn was in ihr gezeugt ist, das ist vom Heiligen Geiste. Sie wird aber einen Sohn gebären und du sollst ihm den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden.“ (Mt. 1, 20 + 21)
 

Bewahrung im Traum

Und ein weiteres Mal greift Gott in der Geburtsgeschichte Jesu im Traum ein. Das Kind, im Stall geboren, ist sogleich bedroht von der Bosheit unserer Welt. Herodes, der eigentliche Herrscher des Landes, fühlt sich bedroht von der Geburt des neuen Königs, der doch so gar keine Gefahr für ihn darstellt, und trachtet ihm nach dem Leben. Noch ahnen seine Eltern nichts von dem drohenden Unheil. „Da erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und fliehe nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir's sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen.“ (Mt. 2, 13)

Wie bedeutungsvoll sind unsere Eingebungen. Können wir es lernen, unserer inneren Stimme zu folgen? Sicher, es gibt Botschaften, die sind so eindeutig und klar, dass kein Zweifel daran besteht, wie wir zu handeln haben. Joseph versteht, was von ihm erwartet wird; er nimmt das Kind und seine Mutter und zieht in die Fremde; die grausamen Ereignisse, die kurz darauf in Bethlehem folgten, gaben seiner Eingebung recht.

Bemerkenswert ist in dieser Traumgeschichte der Weckruf an Joseph: Steh auf! Manchmal rütteln uns Träume auf, sind wir hellwach. Das benutzte Verb für Aufstehen wird an anderer Stelle für ganz andere Sachverhalte benutzt. Jesus benutzt es bei Krankenheilungen. „Steh auf, nimm dein Bett und geh heim!“ Ebenso bei seiner Auferweckung wird davon gesprochen, dass Gott ihn auferweckt hat. Ähnlich kennen wir es schon aus dem alten Testament, wie die Hoffnung auf Erlösung mit dem Traum verbunden wird: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, werden wir sein wie die Träumenden.“ (Psalm 126, 1)

Und auch die moderne Psychotherapie weiß von der heilsamen Wirkung der Träume. Der Traum kann zur Selbst-Annahme führen und für einen ganz neuen Anfang stehen. Für Joseph bedeutet dies die Übernahme der Verantwortung für seine Familie.
 

Der Eingebung folgen

Und ein drittes Mal greift Gott in das Geschehen ein. Und diese Geschichte finde ich in ihrer Darstellung noch bemerkenswerter und voller Symbolik. Drei weise Männer aus dem Orient brechen auf in das Land Israel, um dort einen König zu huldigen. Sie wissen allein von ihm aus den Sternen. Sie folgen einer Eingebung aus den Zeichen der Natur. Es gehört wohl ein hohes Maß an Aufmerksamkeit dazu, aus so fernen Beobachten die Zeichen der Zeit zu erkennen. Wir wissen aus der Forschung, dass Sterndeuter im Zweistromland schon seit Alters her die Konstellation der Sterne auf das Geschehen der Zeit deuteten. Im Jahre 1925 entdeckte der deutsche Orientalist Paul Schnabel eine babylonische Inschrift, auf der die Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische beschrieben wurde. Dieses Ereignis, das sich in jedem Planetarium auf eine Zeit wenige Jahre vor dem offiziellen Jahr null datieren lässt, könnte die Sterndeuter, die sicher keine Könige waren, auf den Weg gebracht haben.

Jupiter, der als Königsstern galt, begegnete einem neuen Stern im Sternbild der Fische, das bei den Babyloniern für Palästina stand. Und genau dort suchen sie den neugeborenen König. Es erscheint logisch, dass sie zuerst am Königshof nach dem neuen König suchen. Dort ist man verständlicherweise überrascht und auch beunruhigt. Die Schriftgelehrten, die zu Rate gezogen werden, können das Rätsel mit den Weissagungen der Propheten lösen: Der neue Messias – König muss in Bethlehem geboren werden.

„Du, Bethlehem, im Lande Juda, du bist durchaus nicht die unbedeutendste unter den Städten Judas, denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der mein Volk Israel weiden wird“, heißt es im Propheten Micha (5,1). Und so finden die Weisen in Bethlehem, was sie suchen. Der Stern weist ihnen den Weg. Doch ihre Eingebung ist für den neugeborenen König eine Gefahr – Herodes, der alte König, will Bericht erhalten darüber, wo der neue König geboren werden soll. Die alten Kräfte der Macht sträuben sich gegen neue Kräfte und wenden sich gegen diese nicht selten mit Gewalt. In dieser Anspannung weisen Träume wieder den Weg. In Zeiten der Krise und des Umbruches mögen Träume zu Visionen einer neuen Zeit erwachsen. Unsere empfindsamen Sterndeuter aus dem Zweistromland verstehen sofort, was ihnen die Stimme des Traumes sagen will: „Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem anderen Weg wieder in ihr Land.“ (Mt. 2, 12)


Traumsymbole deuten

Matthäus verbindet in dieser Geschichte die Kraft der Eingebung mit der feinen Beobachtung der Sterndeuter. Sie finden sie in der Natur ebenso, wie in der Weisheit der Schrift und in der Botschaft der Träume, um den Weg des Herrn und den Lauf der Welt zu erkennen. In diesem Sinne kann man keine Gegensätzlichkeit zwischen der Überlieferung der Schrift und der Botschaft der Träume erkennen. Sie ergänzen sich gegenseitig.

Dies wird an dem entscheidenden Symbol deutlich, das die Geschichte verwendet: dem Stern. Schon in alter Weissagung prophezeit der heidnische Seher Bileam, dass ein Stern aus Jakob aufgehe und ein Herrscher erstehe aus Israel (4. Mose 24, 17). Bileam wurde von seinem König, dem König der Moabiter, aufgefordert, das Volk Israel zu verfluchen. Dabei schaut Bileam die Offenbarung des Sternes.

Die Symbolik des Sterns ist in Israel bekannt. Schon Abraham wird aufgefordert, zum Himmel zu schauen und die Sterne zu zählen, die so zahlreich sein sollen wie seine Nachkommen. (1. Mose 15,5). Erinnert sei hier an den Traum Josephs im alten Testament, in dem sich Sonne, Mond und elf Sterne vor dem Stern Josephs verneigten. Und als Davidsstern wird der Stern zum Symbol des Volkes Israel.

Der sechszackige Stern ist aus zwei übereinander gelegten Dreiecken aufgebaut. Eines weist dabei nach oben zum Himmel und steht für das Himmlische, das andere weist nach unten und symbolisiert das Irdische. In der ganzen Geschichte, die Matthäus uns hier erzählt, begegnen uns Gliederungen, die die Dreizahl aufnehmen. Die Heilige Familie für das Himmlische, die drei Weisen für das Irdische, dem sie huldigen; Drei Geschenke bringen sie dem König mit und dreimal befragt Herodes die Weisen und Schriftgelehrten. Der Stern ist in vielen Geschichten und Mythen ein wegweisendes Symbol, und er führt auch hier die Verständigen auf Gottes Wege.


Die Zeichen der Zeit verstehen

Wie bedeutungsvolle Ereignisse schon in Träumen und Zeichen andeuten, wissen viele Geschichten aus alten Zeiten zu erzählen. Eine auf die Geburt Christi bezogene Geschichte erzählte man sich in Rom nur wenige Jahre vor Jesu Geburt. Dem Kaiser Augustus sei von einer Sibylle prophezeit worden, eine Jungfrau werde ein göttliches Kind gebären, das die Altäre der Götter stürzen werde. Daraufhin hieß der Kaiser an der Stelle der Prophezeiung auf dem Kapitol einen Altar errichten mit der Inschrift: Ecce ara primo geniti dei - siehe der Altar des erstgeborenen Gottes. Über dem Altar hoch über Rom wurde später eine Kirche erbaut. 126 Stufen führen die sogenannte Himmelsleiter – eine monumentale Freitreppe – hinauf. Traum oder Wirklichkeit? Augustus war vorsichtig genug, dem neuen göttlichen Kind einen Altar zu weihen, das allen Göttern Roms den Untergang bescherte.

 

Pfarrer Achim Fürniss, Backnang

 

Literatur:  Helmut Hark, Der Traum als vergessene Sprache Gottes, Freiburg 1973, S. 88 ff.

 

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