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Credo - Ich glaube

Autor: Achim Fürniss, Backnang

 

Nichts ist persönlicher als mein eigener Glaube. Er ist Teil meiner innersten Erfahrung, gewachsen in vielen Jahren, immer wieder neu geformt, in Frage gestellt, bewährt, neu formuliert worden. Credo - ich glaube - das kommt ganz tief aus mir heraus, lässt sich kaum in Worte fassen, bleibt in vielen offen und findet sich in vielem wieder, was mein Leben ausmacht.

 

Kein Wunder also, dass sich die Menschen heute mit dem Bekenntnis zum Christlichen Glauben schwer tun. Alles, was darüber gesagt wird, klingt nach Dogma, nach Zwang oder ist verächtlich gemeint, ironisch oder einfach daneben. Der Glaube hat seine Sprache verloren und ist zu einem offenen Rätsel geworden. „Ich glaube’ an GLAUBERsalz – und damit basta!“, sagt der Publizist Peter Roos (Trau keinem über 30) oder etwas ehrlicher: „Ich glaube an mich, wenigstens manchmal“.

„Glaube ich an Gott“, fragt sich der Schlagersänger Udo Jürgens, und antwortet: „Ich glaube an das Wunder des Lebens in uns selbst. Und nicht an Religionen, Götter oder irgendwelche Stellvertreter Gottes auf Erden ... Als Musiker habe ich meine eigene Religion: Sie hat keine zehn Gebote, sondern zwölf Töne. Und diese zwölf Töne bedeuten und begleiten alles: Geburt und Tod, Krieg oder Frieden, Hass und Liebe.“

 

Die Menschen tun sich heute schwer mit den traditionellen Aussagen des Glaubensbekenntnisses. Das bestätigen alle Umfragen. Direkt danach gefragt, können erschreckend wenig Leute in Deutschland mit Dingen wie der Jungfrauengeburt Jesu oder der Trinität etwas anfangen.

 

Credo - ich glaube. Es wird zunehmend zu einer offenen Frage, was die Menschen in unserem Lande wirklich glauben. Doch das ist nicht neu. Und wenn wir auf die Geschichte der Bekenntnisse schauen, dann werden wir sehen, dass sie immer wieder neu formuliert wurden und gerade in Zeiten des Umbruchs neu formuliert oder entstanden sind.

Das Apostolische Glaubensbekenntnis

  • Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
    den Schöpfer des Himmels und der Erde.
  • Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
    empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria,
    gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben,
    hinabgestiegen in das Reich des Todes,
    am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel;
    er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
    von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
  • Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche,
    Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden,
    Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
    Amen.

Das Credo in seiner Geschichte

Die ältesten chrisltichen Bekenntnisse finden wir in der Bibel selbst. Das Zeugnis zu Christus als unserem Herrn oder das Bekenntnis zu seiner Auferstehung bilden den Grundstock aller christlichen Bekenntnisse. Im Philipperhymnus (Phil. 2, 11) heißt es: „... und alle Zeugen sollen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist“. Im 1. Korintherbrief finden wir eines der ältesten ausformulierten Bekenntnisse der Christenheit. Paulus überliefert es uns im 15. Kapitel als Bekenntnis, das auch ihm schon so weitergegeben worden sein soll:

 

  • „Dass Christus gestorben ist für unsere Sünden, nach der Schrift,
    und dass er begraben worden ist,
    und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift,
    und dass er gesehen worden ist von Kephas (Petrus), danach von den Zwölfen
    (1. Kor. 15, 3-5)

 

Das sogenannte apostolische Glaubensbekenntnis geht auf solche alten urchristlichen Bekenntnisse zurück. Es wurde sicher schon in altkirchlicher Zeit in Jerusalem als Taufbekenntnis benutzt. Deshalb lernen wir es bis heute im Konfirmandenunterricht, als Bekenntnis zu unserer eigenen Taufe. Allerdings war es in der Geschichte des christlichen Gottesdienstes nur eines von drei offiziellen Glaubensbekenntnissen. Neben dem eher unbekannten Athanasium war es vor allem das folgende Glaubensbekenntnis, das den christlichen Glauben zum Ausdruck brachte.

Das Nicänische Glaubensbekenntnis

  • Wir glauben an den einen Gott,
    den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat,
    Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.
  • Und an den einen Herrn Jesus Christus,
    Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
    Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott,
    gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater;
    durch ihn ist alles geschaffen.
    Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er vom Himmel gekommen,
    hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist
    von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.
    Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
    hat gelitten und ist begraben worden,
    ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift
    und aufgefahren in den Himmel.
    Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
    zu richten die Lebenden und die Toten;
    seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
  • Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht,
    der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
    der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird,
    der gesprochen hat durch die Propheten,
    und die eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche.
    Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
    Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.
    Amen.

Um 325: Nizäa - der Streit um das Bekenntnis

Wer glaubt, dass mit dem Glaubensbekenntnis, das wir heute sprechen, schon alles gesagt sei, was der christliche Glaube zu sagen hat, der irrt. Davon zeugt gerade das Nizänische Glaubensbekenntnis, das auch das große Glaubensbekenntnis genannt wird, und bis heute zur Feier der christlichen Messe gehört und in der Ostkirche ebenso gesprochen wird wie in der traditionellen katholischen Feiertagsmesse. Um es wurde hart gekämpft. 325 nötigte der gerade eben erst christlich gewordene römische Kaiser Konstantin den christlichen Glaubensvertretern in seinem Palast in Nizäa dieses Bekenntnis ab, in einer kleinen Vorstadt der damaligen Hauptstadt Konstantinopel.

 

Der Grund: das über Generationen verfolgte Christentum war sich ganz und gar nicht einig, worin nun der Glaube bestand, für den es sich zu sterben lohnte. Und auch nach der erzwungenen Einigung ging der Streit noch mehrere Generationen weiter. Der Kampf um die Konfessionen, lat. Bekenntnisse, begleitet den christlichen Glauben bis heute. Die Reformation lehnte die ökumenischen Bekenntnisse nicht ab. Da aber das Nizänum nur in der römischen Messe gebräuchlich war und im Prädikantengottesdienst das Apostolische Glaubensbekenntnis, geriet das Nizänum in der evangelischen Kirche in Vergessenheit. Doch dazu trat ein neues Bekenntnis:

Confessio Augustana

Artikel 1: Von Gott

Zuerst wird einträchtig laut Beschluß des Konzils von Nizäa gelehrt und festgehalten, daß ein einziges göttliches Wesen sei, das Gott genannt wird und wahrhaftig Gott ist, und daß doch drei Personen in diesem einen göttlichen Wesen sind, alle drei gleich mächtig, gleich ewig: Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist. Alle drei sind ein göttliches Wesen, ewig, unteilbar, unendlich, von unermeßlicher Macht, Weisheit und Güte, ein Schöpfer und Erhalter aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Unter dem Wort "Person" wird nicht ein Teil, nicht eine Eigenschaft an einem anderen Sein verstanden, sondern etwas, was in sich selbst besteht (selbständig ist), so wie die Kirchenväter in dieser Sache dieses Wort gebraucht haben.

Deshalb werden alle Irrlehren verworfen, die diesem Artikel widersprechen

...

 

Artikel 4: Von der Rechtfertigung

Weiter wird gelehrt, daß wir Vergebung der Sünde und Gerechtigkeit vor Gott nicht durch unser Verdienst, Werk und Genugtuung erlangen können, sondern daß wir Vergebung der Sünde bekommen und vor Gott gerecht werden aus Gnade um Christi willen durch den Glauben, nämlich wenn wir glauben, daß Christus für uns gelitten hat und daß uns um seinetwillen die Sünde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird. Denn diesen Glauben will Gott als Gerechtigkeit, die vor ihm gilt, ansehen und zurechnen, wie der Hl. Paulus zu den Römern im 3. und 4. Kapitel sagt.

...

 

Den kompletten Text der Confessio finden Sie in ihrem Gesangbuch (EG 835 Württemberg)

 

1530 Das Bekenntnis von Augsburg

Kein neues Bekenntnis, keine neue Confession wollten die evangelischen Reichsstände einbringen, sondern was sie vorlegten, war ein Kompromissangebot an die bisherige Kirche. In den 28 Artikeln des Augsburger Bekenntnisses legten sie auf dem Reichstag von Augsburg dem Kaiser 1530 die Zusammenfassung des neuen Glaubens vor, der damals leider keine Mehrheit fand; es hätte das Dokument einer neuen allgemeinen Kirche sein können. Dagegen wurde es zu einer Grundlegung aller evangelischen lutherischen Kirchen, zu der auch unsere Landeskirche in Württemberg gehört. Als Beispiel daraus lesen Sie hier den vierten Artikel, der die Rechtfertigung des Sünders aus Glauben beschreibt, das protestantische Grundverständnis.

 

Trotzdem, seit der Kirchenspaltung und den Religionskriegen gab es kein allgemein gültiges Bekenntnis mehr. Die Aufklärung stellte das althergebrachte Bekenntnis in Frage. Die überkommenen Glaubenssätze wurden im Gottesdienst nicht mehr gesprochen. Das Bekenntnis zur religiösen Toleranz hob alle Glaubensbekenntnisse auf.

 

Doch was gilt, wenn alles gilt, und jeder nach seiner eigenen Facon seelig werden kann. Der Pietismus, der das eigene Zeugnis betonte, und die Erweckungsbewegung, die das Bekenntnis des einzelnen Christen in den Mittelpunkt stellte, füllten die Lücke zunächst aus. Doch als man im 20. Jahrhundert wieder anfing, das Glaubensbekenntnis im Gottesdienst zu sprechen, haben Christen aller möglichen Richtungen längst damit begonnen, ihr eigenes Credo zu formulieren. Das Bekenntnis der Deutschen Christen im 3. Reich zum Gott gesandten Führer und dem Schicksal von Blut und Boden verpflichteten deutschen Volkes machte die Notwendigkeit eines deutlichen christlichen Bekenntnisses wieder erforderlich.

1936: Barmer Theologische Erklärung

In der Bekenntnissynode von Barmen fanden sich die Vertreter der sogenannten Bekennenden Kirche zusammen und formulierten die unverrückbare Grenze dessen, was christlich genannt werden kann. Zwar diestanzierte man sich nicht mit direkten Worten von bestimmten Namen und konkreten Vorstellungen der Zeitgeschichte, dennoch war allen deutlich, von wem man sprach. Wenn man sagte, wie es in der 1. These heißt:

 

Barmen 1

  • Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.
  • Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Wort Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.

Damit war zum ersten Mal wieder eine eindeutige Position bezogen worden gegen die Verflüchtigung des christlichen Glaubens. Der Irrtum, man könne den Glauben an Jesus Christus für jede noch abwegige Ideologie missbrauchen, war damit zurückgewiesen. Dass die Kirche dennoch „nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt habe“, machten sich die Vertreter der deutschen evangelischen Kirche in der Stuttgarter Schulderklärung von 1945 zu eigen. Den Glauben deutlicher zu bekennen, war fortan ein Hauptanliegen aller christlichen Richtungen in Deutschland.

Und heute?

Viele Menschen haben Schwierigkeiten mit dem apostolischen Glaubensbekenntnis, das im Zuge der Bekennenden Kirche wieder öfter gesprochen und deutlicher betont wird. Doch was dem einen so selbstverständlich erscheint, ist dem anderen Stein des Anstoßes und Ausdruck eines unzeitgemäßen und althergebrachten Glaubens. Eine Reihe von Einwänden werfen zumindest die Frage auf, ob wir nicht doch ein ganz neues, leicht überarbeitetes Glaubensbekenntnis brauchen. Gehen wir einmal dem Text entlang:

 

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen.

Da fängt es schon an: Vater: vertrauensvolle Hinwendung Jesu an Gott, Ausdruck seines Glaubens. Allmächtig? Wird sogar zweimal im Bekenntnis gesagt. So wichtig? Viele Menschen leiden an der Allmacht Gottes (Theodozie). Sie fragen, warum lässt Gott das Böse dann zu (Auschwitz), wie seteht es mit der Ohnmacht Gottes? - Wäre es dann nicht besser, von Gott, dem Barmherzigen zu sprechen.

 

den Schöpfer des Himmels und der Erde

Wie ist Gott der Schöpfer vorstellbar in einer Zeit der Naturwissenschaft. Wie geht diese Umschreibung hinaus über mythologische Vorstellung? Und wie kann sie bekannt werden, ohne einen Bezug zur Bewahrung der Schöpfung, der wir heute mehr denn je verpflichtet sind, die sich aus der Geschaffenheit unserer Welt zwangsweise ergibt?

 

...den eingeborenen Sohn Gottes, unseren Herrn

Die Bedeutung der Würdebezeichnung Jesu als Sohn Gottes ist den Menschen von heute nicht mehr bekannt. Sie haben Schwierigkeiten, sich die Sohnschaft Gottes vorzustellen. Dass damit in der jüdischen Tradition der Messias gemeint war, ist nur wenigen bekannt. Das Bekenntnis zu Christus, des Messias, zu seiner messianischen Welt, dem Reich Gottes, wäre nach heutigem Verständnis viel wichtiger. Die Umkehrung der Werte, das Ausrichten an den Maßstäben Gottes, die Hinwendung zu den Kranken, den Armen und den Benachteiligten, das Leben der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes waren die Dinge, die dem Messias Christus wichtig waren. Doch davon steht kein Wort im Apostolikum. Zwischen seiner geheimnisvollen Geburt und seinem gewaltsamen Ende am Kreuz scheint nichts von Bedeutung zu sein, was in einem christlichen Glaubensbekenntnis zu bekennen sei.

Wo also bleibt der Jesus von Nazareth, den wir heute in gut 2000 Jahren Jesusforschung wieder so deutlich vor Augen haben wie ni in den ganzen Jahrhunderten zuvor.

 

aufgefahren in den Himmel ...

Statt dessen spricht das apostolische Glaubensbekenntnis die Sprache der altkirchlichen Vorstellungswelt: Wie ist Sitzen zur Rechten im Himmel heute noch vorstellbar, wie soll damit zum Ausdruck kommen, was eigentlich gemeint ist: dass Christus mit seiner Kraft heute noch die Herzen der Menschen bewegt, dass er sie zu besonderen Dingen befähigt, dass durch seine Kraft Dinge geschehen, die selbst die Naturwissenschaften zu erklären vermögen.

Statt dessen stoßen sich Menschen daran, dass Gott oder Christus im Himmel nicht zu finden ist, der doch eigentlich überall ist und ganz anders gemeint.

 

zu richten die Leben den und die Toten

Im Zeitalter der atomaren Apokalypse und der weltweiten Bedrohung scheint das Ende der Menschheit näher gekommen denn je. Doch richtet sich die Menschheit nicht selber? Blindlings führt sie sich ins Verderben, wenn sie nicht aufzuwacht, neue Wege zu gehen, sich auch selbst wieder in Frage stellen zu lassen von einer äußeren Macht, einem kosmischen Prinzip oder einer göttlichen Kraft.

 

Ich glaube an den Heiligen Geist.

Damit tun sich nicht nur unsere Konfirmanden schwer. Was ist darunter zu verstehen? Warum kommt er in der Gedankenwelt der Menschen nicht vor. Liegt es vielleicht daran, dass gerade der Heilige Geist in unseren Kirchen stets vernachlässigt wurde, dass seine Kraft gefürchtet, gezähmt, in kirchlichen Ordnungen gebändigt wurde. Ein neues Glaubensbekenntnis sollte zum Ausdruck bringen, welche Kraft im Glauben steckt, wie die Macht des Glaubens Menschen begeistern und verändern kann, und zu was diese Kraft Menschen befähigt.

 

das ewige Leben

Menschen fragen heute eher danach, wozu es sich zu leben lohnt, was ich hier in meinem Leben gewinnen kann. Ein Leben über dieses Leben hinaus ist kaum noch im Blick. Wie kann also wieder deutlich gemacht werden, dass es noch mehr gibt als wir hier sehen, wie gezeigt werden, dass die Ehrfurcht vor dem Leben ein universeller Anspruch ist, der nicht nur mein Leben, sondern das ganze Leben auf unserem Planeten und wahrscheinlich auch darüber hinaus betrifft.

 

Wir sehen: Der Glaube in moderner, zeitgemäßer Dimension hat universalen, kosmischen Anspruch. Er weist heute weit über die Vorstellungsbereiche unseres kleinen Lebens hinaus, muss für alle Menschen Gültigkeit besitzen. Das Gleiche heute anders gesagt, muss neue Worte gebrauchen, muss, wie auch schon früher geschehen, ein neues Bekenntnis formen. Immer wieder in Zeiten des Umbruchs brach sich der christliche Glaube in einer neuen Form des Bekenntnisses Bahn. Nicht jedoch, ohne das Alte zu vergessen. Was in christlichem Glauben von Bedeutung ist, ist nicht der Beliebigkeit und dem Zeitgeist überlassen. Das Bekenntnis zu Christus als unserem Herrn und die Botschaft von seiner Auferstehung stehen immer wieder im Zentrum des christlichen Bekenntnisses. Es wird auch in allen Neuformulierungen in modifizierter Form immer nur so erscheinen.

Ein modernes Bekenntnis

  • Wir stehen vor dir,
    heiliger Gott, Mutter und Vater,
    und bekennen gemeinsam:

     
  • Wir glauben an den Heiligen Geist,
    der uns miteinander verbindet zu deiner Kirche.
    Er hat uns das Herz geöffnet,
    er gab uns Einsicht und Vertrauen.
    Er machte dein Wort zu dem Licht,
    das uns erleuchtet.
    Er macht das Sakrament zu dem Band,
    das uns eint. Er wird uns weiterführen
    auf dem Weg zu dir.

     
  • Wir glauben an Jesus Christus,
    dein Geschenk an uns Menschen.
    Er zeigt uns unseren Weg. Er steht uns bei.
    Er nimmt uns unsere Last ab.
    Er heilt und tröstet uns.
    Er gibt uns Mut und Kraft, deinen Willen nachzuleben.
    Er leidet mit uns und stirbt mit uns unseren Tod.
    Ihn hast du aus dem Tode erweckt, uns zur Hoffnung.

     
  • Wir glauben an dich, Gott, den Barmherzigen.
    Aus deiner Hand kommen wir.
    In ihr sind wir. Aus ihr können wir nicht fallen.
    Von dir empfangen wir Leben, Glück und Leid, Mühe und Segen.
    Du nimmst uns an trotz all unseres Versagens
    und unserer vielfältigen Schuld.
    zu dir kehren wir zurück am Ende unserer Zeit.

     
  • Du hast diese Welt geschaffen.
    Du durchwirkst sie bis zum heutigen Tag.
    Du hast uns diese Erde anvertraut, sie zu schützen und zu bewahren,
    damit deine Barmherzigkeit von uns ausgehe,
    deine Gerechtigkeit und dein Friede.
    Du wirst die Welt erneuern zu deinem Reich,
    und wir werden, erlöst und befreit, mit dir und in dir leben.

     
  • Wir danken dir und preisen dich
    solange wir leben und in Ewigkeit.

     

aus Jörg Zink, Das christliche Bekenntnis, Ein Vorschlag, Stuttgart 1996, S. 113f.